Nominativ, Genitiv, Dativ und …?

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Aber wer tötet hier eigentlich wen? Wer schon immer mal wissen wollte, wie das mit den Fällen eigentlich funktioniert, und was es damit auf sich hat, ist hier richtig. Dieses Mal sehen wir uns die vier Fälle der deutschen Grammatik an und auch die von anderen Sprachen.

Vorab zur Erklärung: Jede Sprache gehört zu einer von zwei Kategorien, abhängig vom jeweiligen grammatischen System.

  • In analytischen Sprachen wie Englisch werden Präpositionen oder die Position des Wortes im Satz genutzt, um die Rollen klar abzugrenzen.
  • In synthetischen Sprachen wie Deutsch oder Russisch werden Substantive beziehungsweise deren Artikel in ihrer Schreibweise verändert, um anzuzeigen, welche Rolle sie im Satz übernehmen.

Mit anderen Worten: Synthetische Sprachen verändern je nach Funktion die Worte an sich, während analytische Sprachen Funktionswörter hinzufügen. Zur Veranschaulichung ein Beispiel:

Analytische und synthetische Sprachen

Analytische und synthetische Sprachen

Beachte bei dem Beispiel, dass es nur um die Möglichkeiten geht, die die grammatischen Systeme der Sprachen zulassen. Im natürlichen Sprachgebrauch verändern wir auch im Deutschen die Position der Satzteile, um die Bedeutung zu ändern, also “Der Fuchs jagt den Jäger” statt “Den Jäger jagt der Fuchs”.
Das Deutsche kennt in seinem Kasus-System vier grammatische Fälle: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ.

Der Nominativ ist eine Art Grundform. Das Subjekt des Satzes steht immer in diesem Fall und kann mit “Wer oder Was?” erfragt werden. Der Genitiv zeigt Besitz oder Zugehörigkeit an und wird mit “Wessen?” erfragt. Der Dativ taucht oft beim indirekten Objekt auf, kann aber auch andere Funktionen kennzeichnen. Um den Fall zu erkennen, fragt man “Wem?”. Wörter im Akkusativ stehen häufig als direktes Objekt und sind bei maskulinen Substantiven in der Schreibweise nicht vom Nominativ zu unterscheiden. Man erfragt den Akkusativ mit “Wen oder Was?”. Auch hier nochmal eine praktische Veranschaulichung:

Die vier Fälle des Deutschen

Die vier Fälle des Deutschen

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Um auf das Anfangsbeispiel zurückzukommen, wer tötet denn nun wen? So wie der Satz steht, nämlich im Genitiv, ist “der Genitiv” das Opfer und “der Dativ” der Mörder. Der Satz ist eine ironische Anspielung darauf, dass umgangssprachlich immer seltener der Genitiv und immer öfter der Dativ genutzt wird. Grammatisch korrekt müsste der Satz im Genitiv stehen und lauten: Der Dativ ist der Tod des Genitivs.

Gar nicht so einfach, diese Fälle! Aber zum Glück haben wir im Deutschen nur diese vier Fälle. Im Russischen dagegen werden sechs Fälle verwendet und im Polnischen sogar sieben. Neben den vier Fällen Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ gibt es im Russischen zusätzlich den Instrumental und den Präpositiv. Der Instrumental-Fall kann mit “Wodurch/Womit?” erfragt werden, der Präpositiv mit “Worüber/Wovon?”. Im Polnischen gibt es neben den bereits genannten Fällen zusätzlich noch den Vokativ für Anreden und Berufsbezeichnungen.

So, genug Grammatik für heute. Zum Abschluss hier noch ein Merksatz, der dir hilft, die Fälle richtig zu erkennen:

“Der Gnom des Genies gibt David den Akku.“
(gNOM = NOMinativ 1. Fall Wer? | GENie = Genitiv 2. Fall Wessen? | DAvid = Dativ 3. Fall Wem? | AKKU = Akkusativ 4. Fall Wen?)