Gastautorin Alexandra von Plüskow-Kaminski arbeitet seit 20 Jahren als Lehrerin. Zurzeit ist sie an der Grundschule in Deutsch Evern und in Abordnung des Landes Niedersachsen als Bildungskoordinatorin der Bildungslandschaft Heidekreis tätig. Darüber hinaus verfasst sie als Fachjournalistin Texte für verschiedene Magazine und Verlage. Als Lehrbeauftragte der Universitäten Koblenz-Landau und der Leuphana Universität Lüneburg war sie mehrere Jahre lang in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung aktiv. Die Mutter von zwei schulpflichtigen Söhnen kennt Schule aus der Sicht einer Lehrkraft und der eines Elternteils. Beide Perspektiven fließen in ihre beratenden Texte ein, beispielsweise in ihren Beitrag zu Elterngesprächen.

 

Möglichkeiten zur schülerorientierten Gestaltung

Nervöse Eltern, Kinder die hohen Leistungserwartungen ausgesetzt sind. Wohl kaum ein Übergang innerhalb der Bildungsbiographie ist so bedeutsam wie der von der Grundschule in die weiterführende Schule. Was Sie als Lehrkraft hierbei beachten sollten, nennt der folgende Beitrag.

Übergang von der Grundschule in weiterführende Schulen

Der Unterschied zwischen der Grundschule und der weiterführenden Schule ist zunächst einmal geprägt durch die verschiedenen Systeme. Ist in der Regel in der Grundschule die Klassenlehrkraft mit einem großen Teil der Unterrichtsstunden der Kinder in der Klasse, so unterrichtet die Klassenlehrkraft der weiterführenden Schule lediglich ihre eigenen Fächer in der Klasse und übernimmt Verwaltungsaufgaben und „Klassengeschäfte“ im Rahmen von Verfügungsstunden.

Lehrerin mit ihrer Klasse

In Grundschulkollegien ist es oftmals üblich, in Lernnetzwerken zu arbeiten. In den weiterführenden Schulen gestaltet sich das hingegen schwieriger – auch aufgrund der Größe des Kollegiums. Informationen über einzelne Schülerinnen und Schüler nebenbei auszutauschen, fällt aufgrund der Anzahl der Kinder und Jugendlichen sowie aufgrund des Fachunterrichtes schwerer als in der Grundschule.

Grund genug, sich als Kollegium Gedanken darüber zu machen, wie sich effektive Lernnetzwerke und ein effizienter Austausch im Hinblick auf die individuellen Bedarfe der Schülerinnen und Schüler an der jeweiligen Einrichtung gestalten lassen.

Austausch zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen

Beizeiten sollte ein Austausch zwischen den Grundschulen und den weiterführenden Schulen stattfinden. Vielerorts existieren bereits Netzwerke, die sich beispielsweise über eine gemeinsame Lernkultur im Allgemeinen und über mögliche Patensysteme vonseiten der weiterführenden Schule verständigen.

Auch in den einzelnen Fächern sollten gemeinsame Absprachen hinsichtlich von Methoden und Inhalten getroffen werden. Austausch bedeutet gleichsam ein Öffnen der jeweiligen Einrichtungen – für die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und die Eltern zum Beispiel im Rahmen von Schulfesten und Tagen der offenen Tür. Für die Schülerinnen und Schüler in spe sowie für die Lehrkräfte, aber auch in Form von Hospitationen und Kooperationen etwa durch gemeinsame Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag.

Die Kinder persönlich abholen

Lehrerin mit ihrer Klasse

Auch für die Kinder birgt der Übergang Erwartungen, Freude und Sorgen. Deshalb geht es darum, diese zunächst persönlich abzuholen. Bewährt haben sich so genannte Patensysteme, bei denen Schülerinnen und Schüler älterer Jahrgänge als Paten für die jüngeren Kinder tätig werden. Sie begleiten diese etwa in den ersten Schultagen und organisieren von Zeit zu Zeit Aktivitäten wie etwa Plätzchen Backen oder Ausflüge.

Lehrkräfte sollten die Kinder erst einmal ankommen lassen und nicht von Beginn an gleich eine feste Sitzordnung vorgeben. Für die Kinder ist es leichter, sich auf die neue Situation einzulassen, wenn zunächst ein Sitzkreis gebildet wird, bei dem alle wissen, dass sich eine Sitzordnung erst entwickeln wird.

Das neue, größere Schulgebäude will erkundet werden. Einige Schulen bieten hierfür zum Beispiel Schulhaus-Rallyes an. Die neue Schule ist eine Ganztagsschule mit einem Mittagessen-Angebot? Dann sollten die Klassenlehrkräfte mit den Kindern einmal zum Probe-Essen gehen.

Zu Beginn eignet sich darüber hinaus ein allgemeines Methodentraining, bei dem die Schülerinnen und Schüler lernen, sich Wissen eigenständig anzueignen und mit anderen Kindern zusammen zu arbeiten. Diese Methoden sollten auch in anderen Fächern durchgängig eingesetzt werden.

Mit den Eltern ins Gespräch kommen

Der erste Elternabend in der weiterführenden Schule ist in der Regel gut besucht. Viele Fragen tauchen auf – seien diese organisatorischer Natur wie etwa Unterrichtszeiten, Krankmeldungen in der Schule, ggf. Nutzung eines Schließfaches oder rein praktischer Art wie etwa das Erledigen von Hausaufgaben etc..

Elterngespräch mit der Lehrkraft

Auch sollten die Fachlehrkräfte in die ersten Elternabende Stück für Stück einbezogen werden, damit die Eltern ihre Fragen zu den einzelnen Fächern stellen können. Ein Elternabend pro Halbjahr sollte mindestens stattfinden.

An vielen Schulen ist es üblich, dass Lehrkräfte inzwischen über schuleigene E-Mails erreichbar sind. Auch bietet es sich an, etwa alle zwei Wochen eine Sprechstunde für Eltern anzubieten.

Zeit für informellen Austausch etwa im Rahmen von durch Elternvertretungen organisierte Klassenfeste oder Spielenachmittage sollte ebenfalls sein. Hier stellen sich Fragen niedrigschwelliger und in ungezwungener Atmosphäre.

Bildungsbiographisch ist der Übergang Grundschule in die weiterführende Schule ein besonderer Meilenstein für jedes Kind. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig und effektiv in den Dialog zu treten – mit den Lehrkräften der Grundschulen und weiterführenden Schulen, mit den Eltern und natürlich mit den Schülerinnen und Schülern.