Sind euch schon einmal die seltsamen Zeichen aufgefallen, die man neben jedem Wort im Wörterbuch findet? Was auf den ersten Blick zunächst wie Höhlenmalerei aussieht, ist in Wirklichkeit eine echte Hilfe dabei, fremde Sprachen zu erlernen. Die phonetische Schrift, oder auch Lautschrift, ist die visuelle Darstellung von Lauten und vermittelt so in geschriebener Form, wie man ein Wort richtig ausspricht. Doch wie funktioniert die Lautschrift eigentlich und wie könnt ihr sie am besten nutzen?

Was ist eine phonetische Schrift?

LautschriftDie Lautschrift soll auch Sprachen ohne eigenes Schriftsystem, wie es in Afrika häufig der Fall ist, gut darstellen können. Doch auch für Sprachen mit einem Schriftsystem ist es wichtig, sich mit einer korrekten Aussprache zu beschäftigen, da oft die Variation der Aussprache eines einzigen Lautes einem Wort eine andere Bedeutung geben kann (wie zum Beispiel bei den englischen Worten „bet“ und „bed“). Die Lautschrift basiert dabei jeweils auf einem phonetischen Alphabet, wobei das Internationale Phonetic Alphabet (IPA) das am meisten genutzte ist, dicht gefolgt von der Teuthonista-Umschrift. Durch dieses gemeinsame System an „Geräuschen“ kann ein Leser unabhängig von der eigenen Sprache nachvollziehen, wie ein Wort ausgesprochen wird.

Lautschrift ist nicht gleich Lautschrift

Das IPA

Das Internationale Phonetische Alphabet (IPA), oder auch die Weltlautschrift, stellt die Grundlage für die Lautschrift in vielen Wörterbüchern weltweit da. Entwickelt wurde es von der International Phonetic Association, die sich 1886 gründete und aus Sprachlehrern aus ganz Europa besteht. Sie arbeiteten daran, ein einheitliches phonetisches Alphabet zu entwickeln, und veröffentlichten 1888 erste Entwürfe. Das aktuelle IPA besteht aus 107 Buchstaben und 52 Diakritika, Zeichen wie Punkte, Häkchen und Bögen. Die Buchstaben orientieren sich an dem lateinischen und griechischen Alphabet, manche Zeichen wurden aber auch neu entwickelt und lehnen sich zum Beispiel an arabische Schriftzeichen an.

Neben der Aussprache der einzelnen Laute können durch die Diakritika auch Wortbetonungen dargestellt werden. So zeigen vertikale Striche die Haupt- und Nebenbetonungen an (wie beim Wort „fountain“ /ˈfaʊn.tɪn/), zwei Punkte weisen auf einen lang gesprochenen Vokal hin (zum Beispiel /i:/) und ein Bogen symbolisiert eine Doppelartikulation einer Silbe (zum Beispiel /ag͡pa/). Laute wie „b“ sehen unseren gewohnten Buchstaben ähnlich und werden auch in uns bekannter Weise ausgesprochen. Laute wie Φ (gesprochen „pff“) und ɣ (gesprochen wie „r“) verraten ihre Aussprache jedoch nicht auf den ersten Blick. Hier lohnt es sich, Hörbeispiele zu nutzen, um die korrekte Aussprache zu lernen. Eine gute Übersicht bietet euch die University of Sheffield auf ihrer Homepage.

Die „International Phonetic Association“ hat das IPA in den letzten Jahren immer wieder überarbeitet und neue Versionen veröffentlicht. So gab es in der ersten Version des Alphabetes deutlich weniger Buchstaben und ihre Aussprache unterschied sich von Sprache zu Sprache. Neben der Einigung auf eine gemeinsame Aussprache folgten dann ab 1900 Erweiterungen des Alphabetes und eine Überarbeitung der bereits bestehenden Buchstaben (wie zum Beispiel /ŋ/ statt /ɴ/). Es wurden bis 2005 immer wieder Änderungen an der IPA Tabelle vorgenommen, um sie noch umfassender und nützlicher zu gestalten. In den letzten 10 Jahren hat es jedoch keine Veränderungen mehr gegeben. Eine Übersicht des aktuellen Alphabetes haben wir euch am Ende des Artikels verlinkt.

Die Teuthonista-Umschrift

Die Teuthonista-Umschrift ist eine Lautschrift, die vor allem im deutschen und romanischen Sprachbereich weit verbreitet ist, also zum Beispiel für deutsche, französische oder italienische Wörterbücher genutzt wird. Sie wurde explizit für deutsche Dialekte entwickelt und ist aus diesem Grund im deutschsprachigen Raum so beliebt. Die Umschrift wurde um 1924 von Hermann Teuchert entwickelt, basierend auf Grundlagen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen.

Sie basiert hauptsächlich auf lateinischen Buchstaben, deren Aussprache mithilfe von Diakritika näher beschrieben wird. So zeigt ein Haken unter einem Vokal zum Beispiel eine offene Aussprache an (zum Beispiel: /ǫ /) und ein Punkt symbolisiert eine geschlossene. Kleine Kringel können Konsonanten als Silbenträger kennzeichnen (zum Beispiel:/å/). Die Diakritika können kombiniert werden und so auch bei nur wenigen verschiedenen Buchstaben in der Teuthonista Umschrift ein umfangreiches Sprachbild vermitteln.

Auch wenn die Teuthonista-Umschrift in Deutschland beliebt ist, wird international hauptsächlich das IPA benutzt.

Wie uns die Lautschrift beim Erlernen von Fremdsprachen hilft

Richtig sprechen. Auf die Aussprache kommt es an.

Richtig sprechen – Auf die Aussprache kommt es an…

Die wichtigsten Teile des Sprachenlernens sind das Sprechen und Hören, denn nur so kann man die neu erlernte Sprache auch im jeweiligen Land, im Beruf oder in der Schule anwenden. Dafür ist es wichtig zu wissen, wie man ein Wort schreibt, doch gerade in Sprachen wie Englisch und Französisch lässt sich die Aussprache eines Wortes nicht unbedingt an dessen Schreibweise erkennen. So unterscheiden sich die englischen Wörter „though“ (/ðəʊ/) und „through“ (/θruː/) nur mit einem Buchstaben, haben aber eine komplett unterschiedliche Betonung und Aussprache.

Doch warum sollte man versuchen, Lautschrift zu lesen, wenn man sich die Aussprache von Wörtern doch auch ganz leicht online anhören kann? Erst einmal kann man nicht unbedingt immer auf die Tonaufnahmen zugreifen, sei es nun durch einen fehlenden Internetzugang oder eine Umgebung, in der man leise sein muss. Wenn du die IPA-Zeichen lesen kannst, kannst du jedes Wörterbuch nutzen – auch ohne Internet. Zudem ist es gut möglich, dass du die Aussprache in der kurzen Tonsequenz nicht richtig verstehst. Durch die Lautschrift kannst ihr das Wort in deiner eigenen Geschwindigkeit lesen. Gerade wer mit einer Sprache noch nicht vertraut ist, kann durch das Anhören ausschließlich der Tondatei überfordert werden.

Am besten ist es, beides zu nutzen und durch die Verbindung von visuellen und akustischen Reizen ein effektiveres Lernergebnis zu erreichen. So lernst du die Aussprache schneller und behaltet sie länger. Durch das Lesen von Lautschrift bekommst du also einen weiten Einblick in die Sprache, verwechselst Wörter nicht miteinander und wirst sicherer in der Nutzung der Vokabeln. Doch bei der Nutzung der Lautschrift ist auch Vorsicht geboten, da das IPA nicht ganz perfekt ist.

Aufgepasst! Probleme beim Lesen von Lautschrift

So gibt es zwar eine Menge Symbole und Buchstaben im Lautschriftalphabet, doch ihre jeweilige Bedeutung ist gerade ungeschulten Leserinnen und Lesern nicht immer komplett klar. Dieselben Symbole können im Kontext gelesen unterschiedliche Laute ergeben. Manche Symbole ergeben einen anderen Laut, wenn ihnen ein bestimmter anderer Laut nachgeht, zum Beispiel, wenn „r“ auf „ɔː“ folgt. Hier ist das „r“ stumm, es sei denn es geht ein Vokal voran. Andersherum können zwei Symbole auch den gleichen Laut ergeben, jedoch unterschiedliche Längen repräsentieren. Zudem werden auch Buchstaben aus dem lateinischen Alphabet benutzt, die dazu verführen könnten, den Laut in der eigenen Sprache auszusprechen, was jedoch nicht immer die richtige Aussprache mit sich bringt. Das wohl größte Problem stellen jedoch Dialekte dar. Ein Wort kann mehrere Aussprachen haben, in einem Wörterbuch findet sich meist aber nur jeweils eine Möglichkeit.

Durch die Lautschrift kann eine Sprache also nicht vollständig abgebildet werden, jedoch erhalten Lernende so einen sehr guten Überblick und können ein Gefühl für die Sprache gewinnen.

Bau die Lautschrift in deinen Lernplan ein!

Wer eine Fremdsprache lernt, hat häufig keinen direkten Zugang zu Muttersprachlern. Einfach auf der Straße kommt man wohl nur durch Zufall in Kontakt mit der Sprache, die man lernen möchte. Doch trotzdem ist es wichtig, die richtige Aussprache einer Vokabel zu kennen, statt nur der Ausgedachten in unserem Kopf. Recherchiere doch einfach mal die Aussprache von deinen Vokabeln und ergänze sie auf deinen phase6-Karteikarten. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du die Zeichen richtig interpretierst, kannst du dir Wörter online vorlesen lassen oder dir YouTube-Videos angucken. So lernst du mit phase6-App nicht nur, wie man eine Vokabel schreibt und was sie übersetzt bedeutet, sondern auch, wie man sie richtig ausspricht!

Eine Übersicht aller Laute des Internationalen phonetischen Alphabetes findet ihr auf dieser Seite der „International Phonetic Association“.