Mit allen Sinnen leben und mit allen Sinnen lernen. Unsere fünf Sinne steuern unsere Wahrnehmung – wir sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen unsere Umwelt. Der Einsatz unserer Sinne hilft uns auch beim Lernen. Warum das so ist, erfährst du in diesem Beitrag und zusätzlich verraten wir dir ein paar konkrete Tipps!
Warum mehrkanaliges Lernen den Lernprozess deutlich verbessert
“Ich höre und vergesse, ich sehe und behalte, ich handle und verstehe.” Dieses Zitat von Konfuzius drückt aus, was in der Lernforschung gepredigt wird: Um den größtmöglichen Lernferfolg zu erzielen, müssen möglichst viele Sinne zum Einsatz kommen.
Unser Gehirn ist in zwei Hälften aufgeteilt, die rechte und die linke Hemisphäre. Es gibt gewisse Funktionen oder Fähigkeiten, die stärker oder auch ganz aus einer der beiden Hälften gesteuert werden. So sind logische Bereiche wie lineares und analytisches Denken, Vernunft, Wissenschaft, Zeitempfinden und Regeln in der linken Gehirnhälfte anzusiedeln. Dahingegen werden Prozesse, die mit ganzheitlichem Denken, Gefühlen und Intuition, Musik und Kreativität zusammenhängen, vornehmlich aus der rechten Gehirnhälfte gesteuert.
Das Gehirn kann man sich wie ein großes Netzwerk vorstellen, in dem Prozesse und Informationen durch hunderte kleinste Verbindungen mit anderen Informationen aus anderen Bereichen verknüpft sind. Diese weitläufige Vernetzung kann und sollte man sich beim Lernen einer Sprache zunutze machen, wie ein praktisches Beispiel veranschaulicht: Ist die französische Vokabel „soleil“ nur auf der Wortebene mit der deutschen Übersetzung Sonne verbunden, dann gibt es nur diese eine Verknüpfung, die aktiviert werden kann, sobald man das französische Wort in einem Satz liest oder hört. Wenn die Vokabel aber zusätzlich durch ein Bild veranschaulicht wird, wie in der Tabelle unten, dann kommt eine Verknüpfung hinzu, nämlich zwischen dem Wort an sich und der Wortbedeutung in Form eines Bildes.
Spricht man die Vokabeln laut aus, wird die Vokabel mit Informationen zur Aussprache und zum Klang des Wortes verknüpft. Je mehr Sinne also zum Einsatz kommen, desto mehr Verknüpfungen entstehen zwischen der Vokabel und der Wortbedeutung. Und je mehr Verknüpfungen im Gehirn bestehen, desto leichter lässt sich eine Information abrufen und desto besser wird sie gespeichert.
Dieses weitreichende Konzept des mehrkanaligen Lernens wird bereits in vielen Schulen auf verschiedenste Weise angewendet. Auch beim selbstständigen Lernen gibt es viele Möglichkeiten, mehrere Sinne einzusetzen und somit das Lernen von Vokabeln so erfolgreich wie möglich zu machen. Folgend ein paar Beispiele.
Sehen
Vokabeln thematisch ordnen: Erstelle eine Mind-Map, in der du Vokabeln zum Beispiel nach Themenbereichen wie “im Wasser”, “im Wald” und “in der Stadt” ordnest.
Vokabeln visualisieren: Wie oben abgebildet, kannst du in das Schriftbild kleine Icons einfügen, die die Wortbedeutung darstellen. Lässt sich ein Bild schlecht ins Wort integrieren, kann man es auch daneben einfügen, Hauptsache ist, dass Wort und Bild auf einen Blick zusammen sichtbar sind.
Wörter als Gegensatzpaare optisch darstellen: Bei Adjektiven bietet es sich an, sie in verschiedenen Schriftbildern zu veranschaulichen:
So prägt sich nicht nur die Bedeutung einer Vokabel schneller ein, sondern zwei in Relation zueinander.
Hören und Sprechen
Verschiedene Lautstärken oder Stimmlagen benutzen: Um die Aussprache und den Klang kennenzulernen, können Vokabeln in unterschiedlichen Lautstärken laut vorgelesen werden. Eine andere Möglichkeit ist, Dialoge zu erfinden und diese allein oder mit einem Partner zu üben.
Rhythmen oder Melodien nutzen: Vokabeln können zum Beispiel in einfache Liedtexte eingebaut werden oder zu lernende Sätze melodisch laut ausgesprochen werden. Dadurch werden die Vokabeln auch in dem Teil des Gehirns verankert, das für Musik und Rhythmus verantwortlich ist. Es gibt im Internet auch viele fertige Lieder oder Liedtexte, die sich auf bestimmte Themenfelder beziehen und die man sich zur Übung anhören kann. Suchst du zum Beispiel nach “Lieder zum Französisch lernen”, findest du recht schnell, wonach du suchst. Beispielsweise findest du hier ein Lied, bei dem die französischen Farbwörter im Fokus stehen.
Hören, Bewegung und Lernen verbinden: Wenn du das nächste Mal zur Schule läufst, versuch doch mal, die Geräusche, die du hörst, zu übersetzen. Kommst du zum Beispiel an einem bellenden Hund vorbei, kannst du die Vokabeln Hund und bellen üben oder Kinder, Spielplatz und spielen, wenn du einen Spielplatz passierst.
Tasten und Bewegung
Im Laufen lernen: Lerne deine nächste Vokabellektion während eines Spaziergangs. Durch die Bewegung wird dein Gehirn besser durchblutet und du kannst dich besser konzentrieren. Die frische Luft bewirkt das gleiche.
Tue was du lernst: Ahme die Bedeutung der Vokabeln, die du gerade lernst, praktisch nach oder suche dir einen Gegenstand, der mit der Wortbedeutung zu tun hat. Zum Beispiel kannst du dir in die Haare fassen, wenn du gerade das französische Wort für Haare, les cheveux, lernst oder an die Nase bei der Vokabel le nez. Ein sehr bekanntes Beispiel für diese Strategie ist das englische Lied „If You’re Happy“.
Schmecken und Riechen
Diese beiden Sinne kannst du natürlich nur dann einsetzen, wenn die Vokabeln einen Geschmack oder einen Geruch zum Ausdruck bringen. Eine konkrete Möglichkeit bietet dir deine Küche. Triff dich mit Freunden beispielsweise zum Kochen oder Backen. Währenddessen könnt ihr alle Sinne beim Lernen einbinden, indem ihr die Gegenstände seht, ihre Übersetzung laut aussprecht und zudem riechen und schmecken könnt, was ihr gerade lernt.
Auch beim Lernen mit phase6 kannst du verschiedene Sinne einsetzen. Du kannst beim Erstellen von eigenen Lerninhalten jedes Kärtchen mit einem Bild und einer Audiodatei anreichern, um eine visuelle und auditive Bedeutung des Wortes lernen zu können. Auch die fertigen Lerninhalte bieten dir mehrkanaliges Lernen: Viele sind vertont, haben ein Bild und präsentieren dir einen praktischen Beispielsatz. So ist Lernen nicht nur nachhaltiger, sondern macht auch mehr Spaß!
Viel Erfolg beim Lernen!