Oft wird einem in verschiedenen Situationen geraten, ausreichend zu schlafen, mindestens sieben bis acht Stunden pro Nacht. Schlaf ist wichtig, damit unser Körper die Eindrücke des Tages verarbeiten und neue Energie schöpfen kann. Im Durchschnitt schlafen wir etwa ein Drittel unseres Lebens. Wäre doch fantastisch, wenn man diese vielen Stunden gleichzeitig nutzen könnte, zum Beispiel zum Lernen. Aber ist Lernen im Schlaf wirklich möglich?

Die drei Schlafphasen

Unser Schlaf lässt sich in drei Phasen unterteilen: den Leichtschlaf, den Tiefschlaf und die REM-Phasen. REM ist eine aus dem Englischen abgeleitete Abkürzung für Rapid Eye Movement, also schnelle Augenbewegungen unter den Lidern. Pro Nacht durchläuft unser Körper diese drei Phasen vier bis sechs Mal.

Direkt nach dem Einschlafen folgt die Leichtschlafphase. Unser Körper entspannt und Atmung und Herzschlag werden langsamer. Nach dem Leichtschlaf kommt der Tiefschlaf – das erholsamste Schlafstadium. Die erste Tiefschlafphase der Nacht dauert meist am längsten, die folgenden im Laufe der Nacht sind kürzer. Die dritte Schlafperiode ist der REM-Schlaf, sie kennzeichnet sich durch schnelle Bewegungen unter den Augenlidern. Nicht nur ist das Gehirn in dieser Zeit ähnlich aktiv wie im wachen Zustand, sondern hier träumen wir auch am meisten. Die Muskulatur ist sehr entspannt und fast wie gelähmt, damit wir unsere Träume nicht in die Tat umsetzen. In der Tiefschlafphase träumen wir zwar in der Regel nicht, aber etwas anderes geschieht in unserem Gehirn: Es werden bestimmte Bereiche im Gehirn aktiv, was uns beim Lernen hilft. Was genau da abläuft, dazu kommen wir jetzt.

Lernen im Schlaf

Beim Lernen schlafen oder beim Schlafen lernen?

Beim Lernen schlafen oder beim Schlafen lernen?

Die Wissenschaft ist sich heute meist einig, dass viel Schlaf die Gedächtnisleistung fördert. Das merkt man zum Beispiel an Tagen, an denen man für längere Zeit Jahreszahlen und Ereignisse oder Formeln auswendig lernt. Je länger man lernt, desto müder wird man, das gilt auch für die Nervenzellen. Der Neurowissenschaftler Jan Born erklärt: “Im Schlaf […] werden sie [die Nervenzellen] reaktiviert, sodass sich das Gelernte verfestigt.”

Dies geschieht in einem Bereich des Gehirns, der Hippocampus genannt wird. Dort werden die neu gelernten Fakten vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis übertragen und in der Hirnrinde gespeichert. Man hat beobachtet, dass dieser Bereich im Schlaf ähnlich aktiv ist wie beim Lernen. In der Tiefschlafphase lassen sich mit dem EEG stärkere Gehirnströme im Hippocampus messen. Bei jedem dieser Ströme kommt es zu einer neuen Aktivierung des neuronalen Netzwerks und die tagsüber gelernten Informationen werden ins Langzeitgedächtnis übertragen.

Übrigens: Sogar komplexere Dinge wie motorische Abläufe können verbessert werden, wenn man gezielt Schlafperioden einbaut. In einer Untersuchung haben Teilnehmer eine Zahlenabfolge in eine Tastatur eintippen müssen. Im Laufe der Zeit wurden sie immer schneller und nach ein paar Stunden Schlaf hatte sich die Geschwindigkeit nochmal erhöht.

Die drei Schlafphasen sind nicht nur erholend für den Körper, sondern helfen uns sogar beim Lernen! Noch ein Argument mehr, um ausreichend zu schlafen.

Gute Nacht!

Quellen: [1] [2] [3] [4]