👉🏼 Hier geht's zu den anderen Beiträgen der Referendariats-Reihe

Episode 7: Wechselunterricht, Modulprüfung und §15-Gespräche

Episode 6: Distanzunterricht und saLzH – Digitale Lerntools

Episode 5: Freiarbeit – Theorie und Praxis

Episode 4: Zeitmanagement – übe ich noch…

Episode 3: Externe Expertise & Verunsicherung

Episode 2: Unterrichtsbesuche – Ich werde beobachtet

Episode 1: Schulanfang – Chaos & Verzweiflungslachen

Der Oktober war ein guter Schulmonat, da gab es Herbstferien. Ferien bedeuten zwar auch Arbeit (und ich werde jetzt ganz sicher nicht auf das Klischee der faulen Lehrkraft eingehen), aber für mich bedeuten Ferien vor allem, nicht zu unmenschlichen Zeiten aufstehen zu müssen. Das entlastet meine Eulenmentalität schon sehr. Und ein bisschen stolz bin ich auch, denn insgesamt war meine Work-Life-Balance in den Ferien ziemlich passabel: eine Woche Arbeit, eine Woche für mich.

Vor und nach den Ferien ist neben der zeitraubenden Planung von Unterricht und Erstellung von Materialien viel passiert: die erste schulinterne Fachkonferenz, die ersten Beratungsgespräche, ein spannendes Projekt zu fairer Kleidung, unerwartete Vertretungsstunden und völlige Ahnungslosigkeit im Matheseminar…

Nähere Informationen zum Aufbau des Referendariats an Berliner Grundschulen befinden sich in der Übersicht.

Ein intensives Projekt zu fairer Kleidung

Meine große Bezugsklasse (Jahrgang 4-6) durfte an einem sehr einfallsreichen und eindrücklichen Projekt teilnehmen. Gemeinsam mit externen Fachkräften der Hope Foundation forschte die Lerngruppe zwei Tage lang im Projekt “Fair Champions” zum Thema Mode und Nachhaltigkeit.[1] Ich durfte an einem von zwei Projekttagen hospitieren und miterleben, wie liebevoll die didaktischen Arrangements gestaltet und eingesetzt wurden.

Weil ich wirklich nachhaltig davon beeindruckt bin und noch dazu der Ansicht, dass die Teilnahme an diesem Projekt für jedes Kind von unschätzbarem Wert ist, um Konsumverhalten kritisch reflektieren zu können, möchte ich allen Interessierten einen kurzen Einblick in den ersten Projekttag verschaffen:

  • Der Tag begann – nach einer kurzen Vorstellung der vier Akteurinnen, die das Projekt leiten – mit den zentralen Fragen des Projekts, um das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler zu aktivieren: “Wie und wo wird unsere Kleidung hergestellt?”. Viele Hände gingen nach oben und erste Schlagworte wie “Indien” und “Fabrik” fielen, die im Verlauf des Tages noch wichtig werden würden.
  • Anschließend gab es ein Stimmungsbarometer. Die Lernenden wurden aufgefordert, sich zu einer bestimmten Seite im Raum zuzuordnen, je nachdem, ob sie den folgenden Aussagen zustimmen (z.B. linke Seite für “Ja”) oder ihnen widersprechen (z.B. rechte Seite für “Nein”). Nach Aussagen wie “Ich weiß, wo meine Kleidung produziert wurde” oder “Ich kenne mehr als ein Fair-Trade-Logo” mussten die Lernenden die Frage ehrlich beantworten und sich für eine Seite entscheiden.
  • Nach einem kurzen Vortrag zum Thema Fast Fashion wurde die Lerngruppe in vier Teilgruppen aufgeteilt. Gleichzeitig wurden vier Lernstationen im Raum aufgebaut. Die Gruppen teilten sich jeweils einer Station zu, erarbeiteten 10-15 Minuten lang gemeinsam mit einer der Leiterinnen ein bestimmtes Thema und wechselten reihum die Stationen, bis sie einmal alle Stationen mitgemacht hatten. Die Reihenfolge der Bearbeitung ist irrelevant, jedoch trägt jede Station ein Puzzleteil zum großen Ganzen bei.
  • An den einzelnen Stationen erfahren die Lernenden mithilfe von vielfältigen Anschauungsmaterialien und fachlichen Inputs viel über die Anbaugebiete von Baumwolle, die Arbeitsbedingungen beim Baumwollanbau, die einzelnen Herstellungsschritte bei der Kleidungsproduktion und die verschiedenen Arten, Namen und Eigenschaften von Textilien.

Fair Fashion Projekt

  • Auf eine kurze Reflexion des eben Gelernten folgte nun der eindrücklichste Part des Projekts, der mich ziemlich begeistert hat. Die Lerngruppe wurde darauf vorbereitet, dass alle gleich eine kleine Weltreise im Klassenzimmer unternehmen und in verschiedene Rollen schlüpfen werden, um den gesamten Weg eines T-Shirts (von der Baumwollplantage bis ins Kaufhaus) nachzuvollziehen. Sechs Kleingruppen wurden gebildet und ebenso viele Arbeitstische dafür vorbereitet. Jeder Tisch stand für eine andere Nation, u.a. Indien, China, Kamerun und Deutschland. Mit Verkleidungen konnten sich die Gruppen noch besser mit ihren zugeteilten Nationen identifizieren und in ihre jeweiligen Rollen schlüpfen. Jede Gruppe bzw. Nation hatte eine eigene fiktive Biografie und eine dementsprechende Aufgabe zu erfüllen. China erhielt beispielsweise die Aufgabe, die Baumwolle zu reinigen und pro Kind einen dünnen, 10 cm langen Faden daraus zu zwirbeln. Indien erhielt den Auftrag, gelbe Sterne auf ein T-Shirt zu drucken, die genau der Vorlage entsprachen. Die Deutschland-Gruppe musste Inventur für ihre Filialkette machen. Für jede korrekt erfüllte Aufgabe wurde den Gruppen ein Lohn versprochen, der am Ende ausgezahlt würde. Nach einer gewissen Zeit beendete eine der Leiterinnen die Arbeit in den einzelnen Gruppen und niemand durfte weiterarbeiten – bis auf Deutschland. Nun wurde jeder Tisch einzeln nach sehr strengen Regeln kontrolliert und die Arbeit der einzelnen Gruppen vor der Klasse beurteilt und entlohnt. Da gab es eine Menge entsetzter Kindergesichter zu sehen. “Was? Nur 2 Cent für meine Arbeit? Aber ich hab mir voll Mühe gegeben!” – “Es entspricht aber nicht meiner Bestellung, so kann ich das nicht weiterverkaufen”, erwidert die fiktive Fabrikchefin. Die Deutschland-Gruppe, die bis zuletzt Zeit hatte, ihre recht einfache Aufgabe zu erfüllen, erhielt zum Schluss den Rest des Geldsacks, was für lauten Widerspruch bei dem Rest der Klasse sorgte.
  • Anschließend wurde die intensive Gruppenerfahrung gemeinsam reflektiert. Die einzelnen Nationen durften von ihrer Aufgabe und den positiven und negativen Erfahrungen ihrer Gruppenarbeit berichten. Parallel dazu wurde der Produktionsweg an der Tafel mit roten Linien visualisiert und von den SuS in ein kleines dazugehöriges Projektheft übertragen.

Ich selber habe unglaublich viel mitgenommen aus dem Projekt. Auch fachlich, aber besonders methodisch-didaktisch. Natürlich können engagierte Lehrkräfte auch versuchen, das Projekt in dieser Form selbstständig in ihrer Klasse umzusetzen, allerdings fallen mir gleich mehrere Gründe ein, warum das an dieser Stelle wenig sinnvoll ist:

  1. Bei den Lernenden stellt sich grundsätzlich eine andere Art von Sensibilität und Aufmerksamkeit ein, wenn externe Fachkräfte sie mit einem Thema vertraut machen. Sie strahlen eine besondere Form von Autorität aus, denn:
  2. Außerschulische Fachkräfte haben ihre Expertise in genau dem Thema, das sie der Lerngruppe nahe bringen möchten. Das heißt, sie sind wahre Expertinnen und Experten für dieses spezielle Thema, was von Lehrkräften einfach nicht immer in dieser Form erwartet werden kann.
  3. Egal, wie kompetent eine Lehrkraft ist, sie hat auch nur zwei Hände. Die intensiven und lehrreichen Gruppenarbeiten können nur mit ausreichend Fachpersonal umgesetzt werden. Alle vier Akteurinnen des Projekts hatten jeder Zeit eine Aufgabe, teilweise agierten sie leitend im Vordergrund, teilweise organisierend im Hintergrund. Und würde man das Projekt entzerren, sodass man es theoretisch alleine stemmen könnte, hätte es nicht mehr den gleichen unmittelbaren Effekt auf die Lernenden.
  4. Projekte von und mit externen Trägern sind immer eine reichhaltige Inspiration für den eigenen Unterricht. Dabei geht es wie gesagt nicht darum, einzelne Projekte 1:1 nachzuahmen, sondern um den Methoden- und Ideenreichtum, deren Einsatz und Wirkung man als begleitende Lehrkraft live miterleben darf.
  5. Die fremdgeleiteten Unterrichtsstunden sind ganz seltene Chancen, die Lehrkräften geboten werden, um ihre Lerngruppe ganz in Ruhe bei einem begleiteten Lernprozess beobachten zu können. Diese Eindrücke können Gold wert sein. Und neben der Beobachterei kann man sich auch einfach mal von den neuen Eindrücken begeistern lassen. Ziemlich großartig, wie ich finde.

Ich bin verunsichert. Und sauer.

Es gibt immer wieder Momente, die mich verunsichern oder verärgern. Das ist normal, ich weiß. Was ich aber feststellen durfte: Der Kern meiner Verunsicherung liegt immer in meinem Unwissen begründet, der Kern meiner Wut wiederum in meinem Wissen und Anspruch.

In der Schule sind es beispielsweise Situationen, bei welchen mir das Wissen um die schul- oder klasseninternen Regeln und Strukturen fehlt. Dürfen die Kids während des Unterrichts trinken, essen oder auf Toilette? Dürfen die Kids auf dem Vorderhof mit dem harten Ball spielen oder sollte ich das beenden? Dürfen die Kids auch malen in der Freiarbeit oder sich – nach Maria Montessori – auch wirklich weigern, irgendetwas zu tun? ... Das sind Fragen, die ich in meinen eigenen Lerngruppen schnell klären kann, zum einen, weil zwischen mir und den Kids eine gewisse Vertrauensbasis existiert und zum anderen, weil ich mit den Klassenlehrkräften in Kontakt stehe.

Aber in Vertretungsstunden bei fremden Lerngruppen ist das auf einmal gar nicht mehr so leicht, vor allem in den höheren Jahrgängen. Da werden Grenzen getestet. Und diese zu überschreiten, ist besonders für die Großen ein Kinderspiel, wenn die Lehrkraft die in dem Klassenraum geltenden Grenzen und Regeln nicht kennt. Ich bin ein leichtes Opfer für gerissene Kids, vor allem, wenn sie zusammenhalten. “Frau Irgendwas hat gesagt, wir dürfen das!” – mhm, alles klar. Welche Regeln Frau Irgendwas wirklich in ihrer Klasse etabliert hat, bleibt im Verborgenen. Naja, für die Kids war es dann wenigstens eine Stunde, in der sie positive (und teuflische) Triumphgefühle erlebt und als Team zusammengehalten haben. Das könnte man noch ganz knapp unter “pädagogisch wertvoll” verbuchen, vielleicht.

Skeptisch in der Schule

Das bin nicht ich, aber ich finde, sie macht einen guten Job als Stellvertreterin meiner Mimik!

In den Seminaren fühle ich mich in didaktischer und lernpsychologischer Hinsicht relativ sicher durch mein Studium. Aber ich merke: Die meisten fachlichen Grundlagen sind mir unbekannt. Das wurde mir im Fachseminar Mathematik bewusst, als ich während der Sitzung zum Thema “Multiplikation” merkte, dass ALLE Teilnehmenden im Quereinstieg – das sind etwa 80% – nickend und produktiv am Geschehen teilnehmen konnten und ich währenddessen mit einem grenzdebil-fragenden Gesichtsausdruck zuschaute. Was? Statischer und dynamischer Aspekt der Multiplikation? Warum sieht keiner so ahnungslos aus wie ich?[2] Das ist doch die Theorie – wäre dit nich ma ‘n Job für die Uni jewesen? Das hätte mir definitiv mehr Einsicht verschafft, als mit lauter ebenso unerfahrenen Mitstudierenden über hypothetische Unterrichtsstunden zu faseln, die in der Praxis niiiiemals so abgelaufen wären. An dieser Stelle kommt meine Einstellung zum Ausbildungssystem von Lehrkräften dezent zum Vorschein.

Ahnungslos im Fachseminar

Ja, exakt so sah ich mich in diesem Moment.

Ich hatte schon im Studium größtenteils das Gefühl, meine Zeit zu verschwenden, aber es ist wirklich deprimierend, wenn man im Beruf ankommt und direkt die Bestätigung dafür ins Gesicht geklatscht bekommt. Wenn man merkt, dass das eben nicht nur emotional gefärbte Meckerei war, die man in ein paar Jahren ja sicher ganz anders einordnen würde. Nein, es war wirklich unfassbar viel Mist dabei, der nichts mit der Realität zu tun hat und mir weder jetzt noch später irgendwann weiterhelfen wird (Althochdeutsche Literatur als Pflichtbestandteil im Grundschulpädagogik-Bachelorstudium? Say what?). Und von den sehr wenigen Lichtblicken im Studium, die ich an einer Hand abzählen kann, zehre ich wahrscheinlich noch mein Leben lang.

Wütend auf das Bildungssystem

Sie fühlt mich einfach…

Also im Schnitt wars wohl okay, das Studium…

Erkenntnisse auf dem Weg zur Professionalität

  • Außerschulische Inputs sind ein großer Gewinn! Auch wenn die Organisation im Voraus immer stressig ist, lohnt sich dieses langfristige Vorausplanen ungemein für den Erkenntnisgewinn der Lerngruppe und das Klassenklima. Projekte außerschulischer Institutionen oder Initiativen sind letztendlich auch für die begleitende Lehrkraft eine dankbare Inspirationsquelle.
  • Manchmal sollte man sich selbst einfach mehr vertrauen. Es ist ja gut und wichtig, die eigenen Einstellungen und Erinnerungen kritisch in Frage zu stellen und ich weiß auch, dass der Mensch ein großer Meister in der Disziplin der Selbstmanipulation ist. Erinnerungen sind immer emotional gefärbt und verändern sich mit der Zeit, sie sind nicht zuverlässig. Und es ist auch notwendig, die schon jahrelang bestehenden Einstellungen immer wieder zu reflektieren und zu aktualisieren (War die Unizeit wirklich so scheiße, waren die meisten Seminare wirklich so sinnlos und ist das ganze Ausbildungssystem wirklich so grundfalsch aufgebaut, wie ich seit Jahren schwadroniere? Übertreibe ich in vielen Punkten, bin zu emotional involviert und besitze noch nicht die nötige Weitsicht?). Aber es tut manchmal auch einfach gut, zu merken, dass man auch schon vor vielen Jahren dazu in der Lage war, erfahrungsbasierte und fachlich fundierte statt nur emotionale Urteile zu fällen. Es tut gut, dass ich mir in meiner Urteilsfindung vertrauen kann.
  • Auch der Wahnsinn gehört zur Normalität: Vor den Ferien herrscht bei den Kids grundsätzlich viel Unruhe und es scheint so, als könne man buchstäblich der Konzentrationsfähigkeit beim allmählichen Schwinden zuschauen. Wer kennt das nicht aus der eigenen Schulzeit? Ich kann sie allesamt verstehen, die gebeutelten Freigeister. Mir geht es genauso. Am letzten Montag vor den Ferien musste ich im Gewusel der Freiarbeit kurz laut lachen, als ich daran dachte, was man wohl von mir und dieser Klasse denken würde, käme man genau jetzt in den Raum geplatzt. Ich beschreibe eine Momentaufnahme in der vierten Stunde: Freiarbeit in Klasse 1-3 ist angesagt und alle dürfen selbst wählen, mit was und mit wem sie wo und wie arbeiten möchten. Knapp drei viertel der Klasse entscheidet sich für die Lernspiele und Übungskarteien im Regal, die größtenteils auf Teppichen auf dem Boden bearbeitet werden. Dort auf dem Boden sitzen nun also gut 15 Kinder und breiten ihre Materialien vor sich aus, während an den großen Gruppentischen vereinzelt Kinder an ihren Heften arbeiten. Das klingt erstmal ganz normal, wenn man ein Kinderzimmer mit 24 Kindern, die alle etwas anderes spielen, normal findet (ich tue es mittlerweile…). Beim genaueren Hinsehen merke ich: Kind 1 bohrt sich mit dem – unbemerkt von frisch ausgelaufener Tinte befleckten – Finger in der Nase herum, Kind 2 bemalt super konzentriert seinen Unterarm mit pinkem Filzstift, Kind 3 stapelt Tausenderwürfel aufeinander und hat keinen blassen Schimmer, wozu das Material gut sein könnte, Kind 4 muss derartig niesen, dass ein etwa 40cm langer, grün-gelber Rotzfaden aus seiner Nase richtung Spielfeld schießt, Kind 5 verteilt aus Versehen die Perlen aus der Mathe-Apotheke[3] auf dem Boden und wird die restliche Stunde mit dem Aufsammeln der winzigen Perlen beschäftigt sein, während Kind 6 auf allen Vieren von links nach rechts an mir vorbei läuft und dabei Affengeräusche nachahmt. Und das ist nur ein Bruchteil der gesamten Lerngruppe. Aber es ist auch nur eine kleine Momentaufnahme aus vielen. Zum Glück.

Medium des Monats: Wissens-Plakate

Hierfür gibt es bestimmt einen pädagogischen Fachbegriff, aber den kenne ich nicht, also habe ich es nach dem benannt, was es ist – zumindest teilweise. Besonders im Sach- bzw. im Projektunterricht kann diese Methode gewinnbringend eingesetzt werden. Am besten eignet sie sich zum Einstieg in ein neues Thema, um das vorhandene Vorwissen der Lernenden abzuklopfen und ihnen durch die Visualisierung auf einem Plakat widerzuspiegeln, wie viel sie eigentlich schon wissen. Weiterhin können themenbezogene Fragen der Lernenden aufgegriffen werden, die für die weitere Unterrichtsplanung von Bedeutung sind.

Für den Start des Wasserprojekts in meiner jüngeren Lerngruppe (Klasse 1-3) bereitete ich drei blaue Plakate vor, deren Kernfragen sich am Rahmenlehrplan Berlin orientieren:

  • Was und wie ist Wasser?
  • Wer lebt am und im Wasser?
  • Wo kommt Wasser vor? 

Diese Plakate verteilte ich gemeinsam mit je einem Stapel hellblauer Haftnotizen an drei Gruppentischen im Klassenraum und teilte die Lerngruppe dementsprechend zu. Die Aufgabe der Kinder war es nun, ihr vorhandenes Vorwissen zu einer der drei Fragen auf die Haftnotizen zu schreiben und diese aufs Plakat zu kleben. Fragen zum Thema konnten hingegen auf bunten Klebezetteln notiert werden und an den Rand des Plakats geklebt werden. Nach etwa 10 Minuten rotierten die Gruppen zum nächsten Plakat und ergänzten die schon bestehenden Infos und Fragen des jeweiligen Plakats mit ihren eigenen Ideen. Nach einer letzten Rotation waren schließlich alle Plakate mit Klebezetteln befüllt und den Kids wurde schnell ersichtlich, dass sie schon ganz viele Vorkenntnisse zum Thema haben und dass es trotzdem noch einiges zu erforschen gibt in den nächsten Wochen.

Plakate Wasser Projekt

Schritt für Schritt behandelte ich Themen rund um die drei Plakate mit der Lerngruppe und immer, wenn wir einen Themenbereich (z.B. 1) Was und wie ist Wasser?) abgeschlossen hatten, durften die Kids die Antworten auf ihre Fragen auf kleinen vorgedruckten Zetteln selbst formulieren und sie auf dem Plakat verewigen. 

Plakat Fragen zum Wasser Projekt

Diese Methode eignet sich demnach nicht nur hervorragend, um in ein neues Thema einzusteigen, sondern auch, um den Unterricht anhand des Vorwissens und der Fragen der Kinder zu strukturieren, um gesammeltes Wissen zum Thema zu sichern und um den gesamten Lernprozess zu visualisieren. Top Instrument!

Was zu sagen bleibt…

Ein bisschen frustig war er schon, dieser Monat. Aber er wurde beispiellos aufgewertet durch tolle Projekte mit meinen großen und kleinen Lerngruppen und schenkte mir regelmäßig strahlende Kindergesichter. Mehr kann ich eigentlich nicht verlangen…

Im nächsten Bericht erzähle ich Neues von meinen Unterrichtsbesuchen und berichte von einem scheinbar aus den Bahnen geratenen Raum-Zeit-Gefüge. Bis dahin schließe ich mit den Worten des großen Tagebuchschreibers Bert:

“Alles ok, Kartoffelpüree!”[4]

 


[1] Hope Foundation: Projekt zu fairer Kleidung.

[2] Anmerkung: Angehende Lehrkräfte im Quereinstieg besuchen begleitend zu ihrem Dienst an der Schule einjährige Fachseminare für Deutsch und Mathematik, die als eine Art Intensiv-Vorbereitungskurse fachdidaktisches Wissen vermitteln. Der Inhalt dieser Kurse scheint sachlogischer aufgebaut zu sein als der Inhalt meiner fachdidaktischen Seminare an der Uni, denn ich musste mich nie mit solchen Themen auseinandersetzen. Das bedeutet allerdings nicht, dass alle Studierende meines Jahrgangs die gleichen Erfahrungen gemacht haben bzw. nicht gemacht haben, da in unterschiedlichen Matheseminaren auch meistens unterschiedliche Inhalte vermittelt und Schwerpunkte gesetzt werden. Das ist noch so ein Punkt auf meiner Wut-Liste zum Ausbildungssystem…

[3] Mathe-Apotheke zur Division

[4] Jacobsson u. Olsson (1996): Berts gesammelte Katastrophen. Oetinger Verlag.

Autorin: Carla

Für etwa drei Jahre schrieb ich Artikel für das phase6 Magazin und das Lehrkräfte Magazin. Mit besonderer Vorliebe widmete ich mich dabei spannenden Themen der pädagogischen Psychologie in Theorie und Praxis. Während meines Referendariats an einer Berliner Grundschule schrieb ich Erfahrungsberichte und gab einen Einblick in meinen Schul- und Ausbildungsalltag. Mittlerweile befinde ich mich in der turbulenten Berufseinstiegsphase und darf eine jahrgangsgemischte Lerngruppe an einer montessori-orientierten Grundschule in Berlin unterrichten.